Über Studien und was Medien dazu für berichtenswert halten

“Wiener wollen Zuwanderungs-Stopp”, so die Schlagzeile eines Artikels in der heutigen Ausgabe des Boulevard-Blatts Österreich.

Konkret sind – laut einer von der Stadt Wien beauftragten SORA-Studie, die gestern veröffentlicht wurde – nämlich 53 Prozent aller Befragten der Meinung, dass es in Wien zu viel Zuwanderung gibt. So weit, so gut, denn diese Zahlen lassen sich auch wirklich in der Studie auffinden. Nicht erwähnt wird von “Österreich”, dass auch 51 % der Befragten mit Migrationshintergrund ein “zu viel an Zuwanderung” wahrnehmen.

Der Studie (der LINK findet sich in den Kommentaren) ist zudem zu entnehmen, dass ältere Menschen, Befragte mit Pflichtschulabschluss oder Arbeitssuchende überproportional der Meinung sind, dass es “zu viel Zuwanderung gibt”. Wenig überraschend auch die empirisch bestätigte Hypothese, dass Menschen “in schlechterer ökonomischer Lage häufiger die Meinung vertreten, dass es zu viel Zuwanderung nach Wien gibt (72%).”

Vollkommen unerwähnt bleibt im Österreich-Artikel ein anderes Ergebnis, wobei auch wir der Meinung sind, dass zwischen Zuwanderung und dem Thema “Flucht und Asyl” unterschieden werden muss. 78 Prozent der Befragten stimmen der Aussage “Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, muss man Schutz bieten” sehr bzw. ziemlich zu. Nur 14 Prozent stimmen der Ausgabe gar nicht zu.

Die Forderung nach gleichen Chancen und Rechten für Zugewanderte, die schon lange hier leben, unterstützen 77 % der Befragten, immerhin 76 % meinen, dass “man die Gepflogenheiten von Zugewanderten akzeptieren soll, solange sie nicht gegen die österreichischen Gesetze verstoßen”.

Und noch 2 interessante Ergebnisse wollen wir hier festhalten: Der Aussage, “dass hier geborene Kinder, deren zugewanderte Eltern schon lange hier leben, automatisch die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten sollten, stimmen insgesamt mehr als zwei Drittel (68 %) der befragten Wiener*innen zu (44% stimmen sehr zu, 24% stimmen ziemlich zu)”.

Der Forderung nach “einem Wahlrecht für Ausländer*innen die schon seit fünf Jahren in Wien leben, stimmt mit 52% mehr als die Hälfte der befragten Wiener*innen zu (27% stimmen sehr zu, 25% stimmen ziemlich zu)”.