Walter Stern (1924 – 2022)

Der Lebensweg von Walter Stern war in seiner Jugend geprägt von Faschismus und Krieg, den er als „rassisch“ Verfolgter zunächst in Palästina überlebte, wo er auch erstmals mit Kommunisten in Kontakt kam. Er meldete sich zur britischen Armee. In Süditalien erhielt er zusammen mit ehemaligen Spanienkämpfern eine Ausbildung im Rahmen des US-amerikanischen OSS im Partisanenkampf und als Funker.

Nach der Befreiung war Walter Stern als Übersetzer bei den Verhören von Naziverbrechern in Oberösterreich eingesetzt, die von seiner Einheit aufgespürt und verhaftet wurden. Nach seinem Ausscheiden aus dem OSS ging er nach Wien und trat in die Fa. Göerz in Favoriten ein, die optische Produkte und elektrische Messgeräte erzeugte. Inzwischen Mitglied der KPÖ geworden, wurde er erstmals 1951 als Betriebsrat gewählt und 1955 wurde er Obmann, was er bis zu seiner Pensionierung 1984 blieb. Unter seiner Führung konnte die Belegschaft auch nach der Privatisierung des Unternehmens eine Reihe von sozialen Errungenschaften durchsetzen, die erst viel später allgemein von der Gewerkschaft erreicht wurden.

Walter Stern fasste seine Lebensgeschichte, vor allem aber seine Erfahrungen als langjähriger Arbeiterbetriebsrat eines metallverarbeitenden Betriebes, in seinem Buch „Das Überleben hat gelohnt“ zusammen, das auch ein Dokument nicht nur betrieblicher und gewerkschaftlicher Kämpfe in der Zweiten Republik, sondern auch ein Kapitel österreichischer Wirtschaftsgeschichte aus der Sicht der Arbeiterschaft darstellt.

Walter Stern verließ die KPÖ nach 1968, blieb aber ein linker, antifaschistischer Gewerkschafter und auch im Alter ein wacher politischer Mensch.

Anlässlich seines 90. Geburtstags präsentierte die KPÖ gemeinsam mit Walter Stern sein Buch im Cafe Siebenstern, wo er gelegentlich auch an politischen Veranstaltungen teilnahm.

Walter Stern starb Anfang Oktober im 98. Lebensjahr in Wien.

Foto: Sabine Lichtenberger (AK-Wien)

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