Münichreiter und Wallisch kämpften nicht nur gegen den Faschismus

Nachfolgend die Rede von Fritz Fink, LINKS-KPÖ Bezirksrat in Ottakring, auf der heutigen 12. Februar 1934 Gedenk-Kundgebung am Goldmarkplatz in Wien-Hietzing.

Liebe anwesende Antifaschistinnen und Antifaschisten, Mitglieder der Opferverbände, kommunistische und sozialdemokratische Genossinnen und Genossen und Vertreter der Sozialistischen Jugendorganisationen.

Wir sind hier, wie jedes Jahr, zum Gedenken an die Hinrichtung des Schutzbundkämpfers Karl Münichreiter und an alle anderen Hingerichteten und Toten des Februar 1934. Sie waren die Opfer des heroischen Abwehrkampfes des demokratischen Schutzbundes gegen die vereinten Kräfte des Austrofaschismus.

Die Erinnerung und die Aufklärung über das Vergangene und Geschehene ist nach wie vor, von besonderer Wichtigkeit und sich erinnern, heißt kämpfen.

Gestattet mir aber noch eine generelle Anmerkung.

Als die österreichischen Arbeiterinnen und Arbeiter die heimische Demokratie gegen den Austrofaschismus verteidigten, da war Mitteleuropa schon fast überall einer Diktatur zum Opfer gefallen. Polen, Jugoslawien, Ungarn hatten autoritäre Regimes, in Italien herrschte der Ahn Vater des Faschismus Benito Mussolini, und in Deutschland hatten die Nazis die schrecklichste und mörderischte aller Diktaturen errichtet.

Auch heute sehen wir wieder allerorten massivste, demokratiefeindliche Bestrebungen.

Ich denke da an Leute wie Erdogan, Orban oder Kaczynski, aber auch in Deutschland und Österreich versuchen skrupellose und korrupte Politiker*Innen, aus der gegenwärtigen kapitalistischen Krise Kapital für ihre schändliche Politik zu schlagen. Deshalb gilt es gerade jetzt wieder, besonders wachsam zu sein und antidemokratischen Tendenzen entschlossen entgegenzutreten. Dazu gehört auch, vor den negativen Folgen neoliberaler Politik zu warnen, die einen immer tieferen Keil in die Gesellschaft treibt. Antifaschismus heißt eben auch, der sozialen Kälte den Kampf anzusagen. Viele können sich ihre Mieten nicht mehr leisten, müssen Abstriche beim Kauf von Lebensmitteln machen und haben zu Recht Sorge und Angst um ihren Job. Eine Gesellschaft, die durch soziale Verwerfungen verunsichert ist, stellt eine leichte Beute für Faschisten aller Couleurs dar und daher müssen wir nicht nur gegen rechtsextreme Tendenzen eintreten, wir müssen auch dafür sorgen, dass die Gesellschaft wieder fairer, gerechter und sozialer wird.

Denn vergessen wir nicht: die Opfer des Februar 1934 wie Münichreiter und Wallisch, sie kämpften nicht nur gegen den Faschismus, sie kämpften auch für eine bessere Welt.

In diesem Sinne – seien wir wachsam, verwehren wir uns gegen weiteren Sozialabbau und die Untergrabung der Demokratie!

Wir sagen: Niemals vergessen, wehret den Anfängen. Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!