Pflegearbeit ist Schwerarbeit

Der nachfolgende Beitrag ist der aktuellen Zeitung des ZVPÖ (Zentralverband der Pensionistinnen und Pensionisten Österreichs) entnommen. Weitere Infos zum ZVPÖ unter www.zvpoe.at

Es ist immer wieder erstaunlich, welcher Kampf nötig ist, um Frauenarbeit zu der Anerkennung zu verhelfen, die ihr zusteht. Ein Schritt in diese Richtung wurde am 30.3. 2022 getan, als Vertreter von ÖGB und SPÖ eine Petition im Parlament deponierten, worin die Wertung von Pflegearbeit als Schwerarbeit gefordert wird. Die Petition kann auf der Internetseite des Parlaments unterschrieben werden: https://www.parlament.gv.at

Darin geht es neben der Anerkennung von Pflegearbeit als Schwerarbeit auch um die Anrechnung der zumeist praxisorientierten Ausbildungszeiten als Versicherungszeiten und die abschlagsmindernde Anrechnung der Schwerarbeitszeiten bei Berufsunfähigkeitspensionen. Der ZVPÖ unterstützt diese Petition, nicht zuletzt, weil eine Einstufung von Pflegearbeit als Schwerarbeit ein wirksamer Hebel gegen weibliche Altersarmut wäre, denn der Großteil der 160.000 betroffenen PflegearbeiterInnen sind Frauen, die vielfach die schwere Arbeit nicht bis 65 leisten und somit keine existenzsichernden Pensionen erwerben können.

Nicht nur ist die zu verrichtende körperliche Arbeit, z.B. das Heben pflegebedürftiger Personen, schwer, auch die psychische Belastung (etwa der Umgang mit psychisch oder Demenzkranken) ist enorm, die Dienstzeiten sind unregelmäßig, fallen oft in die Nacht- und Wochenendzeit, der Stress ist groß, besonders wenn aufgrund von Quarantäneregelungen ein Teil der Belegschaft aufgrund des Personalmangels Personal ausfällt. Arbeitszeitverkürzung dringend notwendig.

Darüber hinaus kämpfen die Angestellten der Pflege- und Sozialberufe aktuell für eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden pro Woche, bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Viele der Betroffenen arbeiten jetzt schon Teilzeit, was schlechte Bezahlung nach sich zieht: Rund ein Drittel der Beschäftigten verdient unter der Schwelle zur Armutsgefährdung, der höchste Lohn, der nach 36 Dienstjahren in den Pflegeberufen laut Kollektivvertrag vorgesehen ist, beträgt € 2.800 netto, und zwar in der höchsten Verwendungsgruppe. Aufgrund der herausfordernden Arbeitsbedingungen sind nicht Lohnerhöhungen, die gefordert werden, notwendig sondern zugleich eine Arbeitszeitverkürzung. Diese würde zu höheren Löhnen führen, so würde eine Verkürzung der Arbeitszeit für Teilzeit-Beschäftigte ein Lohnplus von 8,6% bedeuten.

Wie alle Arbeiten, die aus der Haus- und Familienarbeit abgeleitet sind, sind Pflege- und Sozialarbeit gesellschaftlich zu wenig wertgeschätzt, da bei den meisten die Vorstellung herrscht, dass Frauenarbeit „aus Liebe“ und daher unentgeltlich zu passieren habe. Damit wird regelmäßig geleugnet, dass es sich dabei um Arbeiten handelt, von denen alle Mitglieder der Gesellschaft abhängig sind. Dass die Arbeitsbedingungen der in diesem Bereich Arbeitenden verbessert werden, ist daher im Interesse von uns allen, insbesondere auch der älteren Generation.