Der ganz profane Kapitalismus – am Beispiel der Spekulationen von Wien Energie

Die aktuellen Entwicklungen bei Wien Energie – auch wenn manches noch im Dunkeln liegt – erinnern stark an die durch Spekulationsgeschäfte ausgelöste Krise der BAWAG, die die ehemalige Gewerkschaftsbank faktisch runinierte.

Bekannt ist: Wien Energie hat sich auf Terminmärkten verspekuliert. Nun braucht es Bankgarantien in Milliardenhöhe, um nicht aus dem EU-Stromhandelsmarkt zu fliegen. Von sechs Milliarden Euro ist die Rede, um Terminkontrakte abzusichern.

Nun stimmt zwar, wie vom zuständigen SPÖ Stadtrat Hanke dargelegt, dass die Preise an der Energiebörse zur Zeit “verrückt” spielen (wovon auch andere Energieversorger betroffen sind) und Wien Energie, anders als manch anderer Energieversorger, nur einen Teil der benötigten Energie selbst produzieren kann. Doch nicht hier liegt das Problem.

Soweit bekannt ist der Auslöser der aktuellen Misere, dass Wien Energie an der Strom-Börse als VERKÄUFER von riesigen Mengen von Strom aufgetreten ist.

Laut ZIB 2 hat Wien Energie (vor geraumer Zeit) als VERKÄUFER 3x soviel Strom (der nun fällig wird) verkauft, als Wien Energie pro Jahr produziert. Diese Verkäufe – zu einem fixen Preis, der um ein zigfaches unter den gegenwärtigen Preisen liegt – werden nun offenbar fällig. Und aufgrund explodierender Strom- und Gaspreise sind nun zusätzliche Kautionen in Höhe vieler Milliarden Euro fällig.

Stadtrat Hanke meint zwar gestern in der ZIB 2, “wir dürfen alle davon ausgehen, dass alles ordnungsgemäß abgelaufen ist”, doch in Wirklichkeit zeigt sich einmal mehr, dass Börsen im Grunde wie ein Spiel-Casino funktionieren.

An Börsen wird auf vermutete “Geschäftsentwicklungen in der Zukunft” (egal ob es um Energie, Lebensmittel, die geschäftliche Entwicklung eines Automobilherstellers oder eines IT-Unternehmens handelt – psychologische Faktoren spielen zumeist ein wesentliche größere Rolle als Produktionszahlen u.ä.) gewettet bzw. spekuliert. Manchmal kann die Wette für einen Spekulaten aufgehen, oft geht die Wette aber auch in die Hose. Am Ende und letztendlich gewinnt aber, wie im Casino, immer die Bank und deren Aktienbesitzer. Und die große Mehrheit bezahlt die Kosten – im konkreten Fall z.B. über explodierende Strom-, Gas- und Fernwärmepreise.

Bleibt als Erkenntnis, dass es für das Wohlergehen der Menschheit wohl besser wäre, alle Börsen zuzusperren und die kapitalistische Produktionsweise, die einigen wenigen unermesslichen Reichtum beschert, die jedoch – global gesehen – tagtäglich immer wieder aufs Neue hunderte Millionen von Menschen um die nackte Existenz kämpfen lässt, endlich auf der Müllhalde der Geschichte zu entsorgen.