Donau-Querung, Lobau-Tunnel, Stadt-Strasse: Schönsprech, um das drohende Autobahngeschwür und seine Metastasen zu verharmlosen

Übertreibung? Mitnichten. Sprache schafft Bewußtsein und soll auch bewußt eingesetzt werden, um die richtigen Bilder im Kopf zu erzeugen. Mit dieser drastischen Überschrift wollen wir uns den manipulativen Namensgebungen der Autobahnlobby, die von viel zu Vielen gedankenlos übernommen werden, entgegenstellen.

In den Medien wird immer nur von einem “Lobau-Tunnel” gesprochen. Damit sagt man aber im wahrsten Sinne des Wortes nur die Hälfte: Die “S1 Süßenbrunn bis Schwechat”, so oder offizielle Namen der 19 km langen Autobahn, wäre nur zur Häfte in Tunnellage. Da, wo sie unter der Donau und unter der Lobau durch geht.

Die andere Hälfte ist nicht in Tunnellage geplant. Sie würde – an der Stadtgrenze enlang – den ganzen Nordosten von Wien einsperren und mit Verkehrslärm zudröhnen. Und: Ein Lobau-Tunnel (offizieller Name “Tunnel Donau Lobau”) ist nicht nur EINE Tunnelröhre. Sondern zwei, mit jeweils 15 Meter Durchmesser, mit denen die Asfinag das Nationalpark Gebiet an der breitesten Stelle durchstoßen will.

Weil sich das PR mäßig nicht so gut vermarkten läßt, benutzt die Autofahrerlobby deshalb am liebsten die Bezeichnung “6. Donauquerung”. Damit will sie nicht nur den Nationalpark, dem durch die Autobahn die Nationalparkstatus Aberkennung droht, aus dem Fokus der Öffentlichkeit nehmen. Sondern sie suggeriert auch, dass nur vom motorisierten Individualverkehr (MIV) benutzbare Donauquerungen zählen.

In Wien existieren aber bereits 11 Donauquerungen. Eine Lobau-Autobahn als 12.Donauquerung würde die Gesamtverkehrskapazität nur um 6,2% steigern (FVV, 2015). Verkehr ist nämlich nicht nur PKW-, LKW und Motorradverkehr sondern die Gesamtheit von Öffentlichen Verkehrsmitteln (Bahn, Bim, Bus) und aktiver Mobilität (Zu Fußgehen, Radfahren, Scooter, Lastenräder) und MIV.

Wir werden diesen verharmlosenden Bezeichnungen nicht folgen und deshalb von einer S1 als Lobau-Autobahn sprechen. Diese ist von der durch Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler in Auftrag gegebenen Evaluierung der Autobahnprojekte des Bundes fürs Erste abgesagt worden. Aber leider noch lange nicht ganz verhindert. Genauso, wie die mit diesem Geschwür zusammenhängenden Metastasen, verharmlosend als Autobahnabschnitte bezeichnet. Jedes Stück das in die Landschaft wächst erhöht den Druck für das nächste. Dann wird ein “Lückenschluss” gefordert. Wie wenn die – rasant weniger werdenden – unverbauten Natur- und Erholungsräume eine Lücke wären.

Wenn eine Stadtautobahn gebaut wird wäre auch die Lobau nicht mehr sicher.

Die rotpinke Stadtregierung beharrt darauf, die akut drohende Stadtautobahn, mit der sie die Wohn- und Erholungsgebiete von Hirschstetten durchschneiden und verlärmen will, als “Stadtstrasse Aspern” zu bezeichnen. Gehsteige und Fahrradwege sind zwar nicht vorgesehen, auch keine Querungsmöglichkeiten, trotzdem tut man so, wie wenn man hier nur eine “Zufahrtsstrasse” zu den neuen Häusern bauen würde. Komisch nur, dass die 4 Sprurig sein soll und an der breitesten Stelle sogar 50 m breit. Und mit der ebenfalls geplanten S1 Spange und der Südosttangente zwei Autobahnen verbinden würde.

Bei den Gesprächen mit der Lobau bleibt! – Bewegung, die am Sonntag stattgefunden haben, hat Ulli Sima klar gemacht, dass sie an genau diesem überdimensionierten Monster festhält, genauso wie an den Klagsandrohungen. Sima hat zudem verkündet eine baldige polizeiliche Räumung “nicht auszuschließen”. Schönsprech für die Polizei, um friedliche Klimaaktivist:innen zu vertreiben, ihr Protestcamp zu zerstören. Die Stadt Wien hat es eilig, denn sie will vor Ende Februar mehr als 400 Bäume für den Bau der Stadtautobahn töten und das ist nur in der vegetationsarmen Zeit erlaubt, bevor sie von Vögeln ect. zum Nisten und Brüten bezogen werden.

Auch wenn die Stadt Wien die Mahnwache in der Hausfeldstrasse räumen läßt, wird sie damit die Klimaschutzbewegung sicher nicht zum Verstummen bringen. Hainburg ist überall …

Wenn geräumt wird wird es bei der U2 Station Hausfeldstrasse eine Solikundgebung geben. Am selben Tag um 18 Uhr eine Kundgebung vor der SPÖ Zentrale in der Löwelstrasse.

Aktuelle Infos unter www.lobaubleibt.at oder auf der Facebookseite Stop Lobau-Autobahn.

Jutta Matysek, Umwelt- und Friedensaktivistin und ehrenamtliche Radiomacherin bei Radio Orange 94,0 (Sendereihe “trotz allem”)